Kölnische Rundschau: Lieber Mutter als "First Lady"

rundschauWas die Frau des Kölner Oberbürgermeisters alles leistet.

Sie ist eigentlich eine ganz normale Frau. Die Kindererziehung und die Hausarbeit (Fotos) füllen die meiste Zeit ihres Alltages aus. Und doch ist sie eine außergewöhnliche Frau: "Frau Oberbürgermeisterin" Annemarie Burger. Seit genau einem Jahr muss sie mit dieser neuen Rolle leben.


Sie kann sehr charmant lächeln, kocht mit Vorliebe starken Kaffee, hält Haus und Anzüge ihres Mannes blitzsauber, ansonsten ist sie einwenig verschlossen (nach außen hin) und Bürgerin der Stadt Köln. Sie ist, streng genommen, die erste Dame dieser Stadt, die "First Lady", aber vor diesem Wort schreckt sie zurück. Glitzer und Glamour, sich in den Vordergrund drängen, ist ihre Sache nicht. Annemarie Burger, Frau des Kölner Oberbürgermeisters Norbert Burger, Mutter von drei Kindern eine Frau, die ihren Mann öfter in der Zeitung sieht als zu Hause. Eine bemerkenswerte Frau.

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Jahresbilanz
Annemarie Burger zieht für die Kölnische Rundschau Bilanz. Eine Jahresbilanz. In dieser Woche ist ihr Mann genau ein Jahr lang Oberbürgermeister der Fast-Millionenstadt und mittlerweile in Köln bekannt und beliebt geworden. Die Bilanz, die Frau Burger zieht, ist weit entfernt von einer Erfolgsbilanz, die ihr Mann ziehen würde. Sie tut's spürbar ungern: "Mein Mann hat doch dieses Amt, ich bin nicht gern im Vordergrund." Und dann sagt sie gleich, wie sie sich selbst sieht: "Ich bin in erster Linie Mutter, dann habe ich meinem Mann allen Kram vom Hals zu halten, und dann bin ich Hausfrau." Nur sie ist eben wohl keine solche Hausfrau, die sich allein in ihre Hausarbeit zurückzieht.
Anfangs sah man sie selten auf offiziellen Empfängen mit ihrem Mann zusammen, jetzt geht sie schon öfter mit ihm aus: "In diesem Jahr habe ich die ersten Karnevalsorden meines Lebens bekommen" erzählt sie und strahlt: "Ich habe viele interessante Leute kennen gelernt, wer konnte denn schon dem Papst die Hand schütteln." Die eine Seite der Frau Burger.
Die andere Seite: Kaum einer erfährt, dass sie seit einem Jahr ihr Leben fast total durchorganisieren muss. "Sonst geht's nicht. Am Donnerstag zum Beispiel muss ich schon fürs Wochenende einkaufen, sonst komme ich nicht mehr dazu. Wenn ich abends mit meinem
Mann weg will, dann muss ich erst meine Kinder ,einfangen' (Christopher 16, Klaus 14, d. Red.), damit die auf Miriam (das vierjährige indonesische Adoptivkind der Burgers, d. Red,), aufpassen können." So zwischendurch muss sie die Anzüge aus der Reinigung holen, den Smoking ausbürsten, nachsehen, ob alle Hemdknöpfe noch festsitzen.

foto-rundschauFrau Oberbürgermeister
Und die Kinder? "Ja, anfangs nachdem mein Mann Oberbürgermeister gewählt wurde, da gab es schon Sticheleien in der Schule und im Freundeskreis. Aber sie sind so vernünftig, dass sie aus diese Tatsache kein Kapital schlagen wollen - jetzt hat sich alles gelegt."
Sie selbst geriet nach der OB-Wahl unversehens auch in eine ungewohnte Rolle: "Frau Oberbürgermeister" hier, "Frau Oberbürgermeister" dort - bekam sie zu hüren. Sie lächelt, sogar ein bisschen verschmitzt: "Jetzt, ein Jahr später, wissen die Leute mittlerweile, dass ich einfach die Frau Burger geblieben bin."
Immer wieder sind die Kinder im Gespräch: "Manchmal glaube ich, dass sie schon ein bisschen sauer sind, wenn ihr Vater so oft weg ist. Gerade die Jungen sind ja jetzt in einem Alter, in dem sie den Vater öfter bräuchten." Sie schmunzelt bei der Erinnerung: "Gar nicht so einfach mit der kleinen Miriam an der Hand durch die Stadt zu ziehen und gleichzeitig in Ruhe Kleider aussuchen. Im brauchte viel neue Garderobe für all die offiziellen Termine."foto-rundschau
Sie hat niemanden, der ihr hilft, keine Putzfrau, "na ja, eine Geschirrspülmaschine."
Staubwischen und im Garten des gediegenen Bungalows Laub zusammenrechen, das macht sie alles selbst. Und nicht allein das Neben der Familie hat sie sich (ihr Mann ist froh darüber) einen ganz persönlichen Freiraum, bewahrt: Dreimal in der Woche geht sie vormittags arbeiten, als Schulsekretärin. "Eine für mich recht interessante Sache. Denn in meinem eigentlichen Beruf als Sozialarbeiterin könnte ich nicht mehr arbeiten, das wäre zu zeitaufwendig."
Sie redet nicht gerne darüber, dass ihr Mann jetzt jeden Tag unterwegs ist. Man muss schon lange nachfragen, bis Annemarie Burger erzählt, dass "es früher wenigstens noch Wochenenden gab. Die fallen jetzt oft flach."
foto-rundschau Wenn es darum geht, im Kindergarten ein Fest zu organisieren, dann ist sie dabei. Stärker kann sie sich aus Zeitgründen nicht engagieren. "Aber wenn's bei Diskussionen darum geht, dass gespart werden muss, dann habe ich ja mehr Informationen, und dann kann im den Leuten erklären, warum die Stadt nicht soviel Geld ausgeben kann. Ja, ich habe schon gemerkt, dass mein Wort als Frau des Oberbürgermeisters oft Gewicht hat."

Sie will nicht klagen
Klagen will Annemarie Burger nicht. Doch ihr Bedauern kann sie nicht unterdrücken, dass bei ihr im Haus vor dem Kammfeuer nur noch ganz selten Gäste sitzen und ein Glas Wein trinken: "Seit mein Mann dieses Amt hat, haben wir viele gute Freunde nicht mehr gesehen." Sie spricht es nicht aus. Doch gute Freundschaften verflachen zu sehen, empfindet sie offensichtlich als hohen Preis für die Würde dieses Amtes. Annemarie Burger spricht nicht gerne über das, was sie bedrückt. Nur einmal, da antwortet sie ganz spontan, ohne nachzudenken: "Ja, große Sorgen". Die Frage galt der Gesundheit ihres Mannes, der Stressbelastung. "Sicher, wir haben darüber geredet, theoretisch sieht mein Mann es ein, dass er langsamer treten muss. Aber..."